Die Wildpferde
Mein größter Traum war es immer, „echte“ Wildpferde in der freien Wildbahn sehen und erleben zu dürfen. Mit „echten“ Wildpferden meine ich welche, die, soweit in der heutigen Welt noch möglich, ohne jeglichen Einfluss des Menschen leben und nicht von Zäunen auf ein bestimmtes Areal beschränkt werden. Leider sind in vielen Gebieten der Erde Wildpferde so sehr an den Menschen gewöhnt, dass man sie berühren kann – doch jedes Mal, wenn man etwas Wildes berührt, zerstört man eine unsichtbare Kapsel. Unwiderruflich.
Nach all den Jahren und vielen Erlebnissen kann ich es selbst heute noch kaum glauben, dass ich mir diesen Traum tatsächlich erfüllen konnte. Mehrmals. Es ist etwas anderes, Bilder von Mustangs in der Prärie zu sehen, oder selbst dort zu stehen und ihren Lebensraum staunend betrachten zu können. Und noch viel wertvoller ist es, dass ich eine kleine, beinahe schon geheime, Welt gefunden habe, in der Wildpferde in einem ähnlichen Terrain leben wie bei uns in Deutschland und ich daraus viele Erkenntnisse gewinnen konnte und es auch immer noch tue.
All das hier darzustellen würde den Rahmen einer Webseite bei Weiten sprengen, daher hier eine kurzgefasste Übersicht.
Alberta, Kanada
Ein Land, so wild wie die Pferde, die in ihm Leben. Die sogenannten „Wildies“ leben in den Foothills der Rocky Mountains in vorrangig bewaldetem und wiesenreichem Gebiet. Es sind starke, muskelbepackte Bergpferde, die meisten von ihnen haben traumhafte Hufe, in nassen Perioden oft ein wenig lange Wände, doch die Natur regelt diese Schwankungen selbst und bringt alles nach Aufs und Abs wieder ins Gleichgewicht – genauso ist es übrigens mit dem Gewicht der Pferde.
Wyoming, USA
Der krasse Gegensatz zu den Pferden in Kanada – hier steht man vor einem Gelände, so weit das Auge reicht, und fragt sich mit gerunzelter Stirn, was diese Pferde hier überhaupt zu fressen finden? Steine, Geröll, trockener Boden und vereinzelt ein paar spärliche, vertrocknete Grashalme so weit das Auge reicht, wenig bis kein Schatten, und den für die Pferde aufgestellten Tränkewannen nach zu urteilen wohl auch nicht genügend Wasser.
Montana, USA
Wer kennt Cloud, den wilden Hengst, über den eine wunderschöne Dokureihe gedreht worden ist? Hier lebte er! Die Vegetation ist ähnlich wie in Wyoming, jedoch gibt es mehr Bewuchs und mehr Wasser – und das Gelände ist nicht so flach, sondern von Tälern, Canyons und Bergen durchzogen. Diese Herden werden sehr genau überwacht und stehen sogar unter Naturschutz, was ziemlich einmalig ist und für die Pferde ein unglaublich großes Schutzschild bedeutet, denn ein Einfangen ist damit Gott sei Dank ausgeschlossen.
Sardinien, Italien
Man findet Wildpferde an den unwahrscheinlichsten Orten auf der Welt, so auch auf Sardinien! Die kleinen Pferde leben auf sehr feuchtem Gebiet mit vielen Tümpeln, Mooren und kleinen Seen in einem Hochgebiet im Mittleren der Insel, fast vollständig bedeckt von einem riesigen Korkeichenwald. Sie sind natürlich verstärkt an Menschen gewöhnt und einige lassen sich sogar streicheln und umarmen – doch wenn man weit genug zu Fuß läuft, findet man auch welche von der scheueren Sorte.
In sehr vielen Lehren wird der Mustanghuf als Vorbild genommen, die meisten (nicht alle!) davon von Wildpferden, die in prärie- oder gar wüstenähnlichen Gebieten leben. Dies ruft bei uns deutschen Pferdehaltern oft Frustration herauf, denn wir können uns die Prärie eben nicht ins eher feuchtgebietähnliche Deutschland zaubern. Ich hoffe jedoch, dass ich mit meinen Beobachtungen verdeutlichen kann, dass auch Wildpferde in nicht prärieähnlichen Gebieten wunderbar gedeihen und schöne Hufe haben. Und ich hoffe auch, dass ich vielen Pferdehaltern mit meinen Erfahrungen praxisnahe Hilfestellungen zur Gesundheit ihrer Pferde geben kann.
Deshalb WILDFOOT ♥